Die Biene in der Mythologie

Die Honigbiene als Krönung der Schöpfung

Die Fülle der prähistorischen, mythologischen, religiösen, kulturellen und geschichtlichen Spuren der Bienen und ihrer Erzeugnisse ist unermesslich. Die Menschen empfanden die Honigbiene stets als Krönung der Schöpfung und ihr Summen als Loblied der Natur. So beschreibt eine ägyptische Legende aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. „…auch der Sonnengott Re weinte. Tränen flossen von seinem Auge zur Erde. Sie verwandelten sich in Bienen. Durch das Werk der Bienen entstanden Blumen und Bäume. Das ist der Ursprung des Wachses und des Honigs aus den Tränen des Gottes Re.“

 

Bienenwachs galt als heilig

Auch in der christlichen Kirche wird der Biene sowie deren Erzeugnisse Honig und Wachs eine besondere Bedeutung beigemessen. Die Legende besagt: „Als Christus ans Kreuz geschlagen wurde, tropfte sein Blut auf die Erde; angelockt durch die Süße der roten Tropfen flogen Bienen herbei und sammelten das Blut Christi ein.“ So wird Honig zum Symbolträger des Blutes Christi und der Heiligen Schrift. Die Biene hingegen, die sich nur von Honig nährt, den sie selbst, ohne die Natur zu schädigen, sammelt, verkörpert den gläubigen Christen, der Gottes Wort in sich aufnimmt und selbstlos weitergibt. Das Bienenwachs galt als heilig, da es rein und unverderblich von der „göttlichen“ Biene hervorgebracht wird.

 

Die Kirche als Antrieb der Bienenzucht

So verhalf die christliche Kirche der Bienenzucht vom 5. bis ins 16. Jahrhundert zu ungewöhnlichem Aufschwung, da sie für ihre kultischen Handlungen zunehmend Bienenwachs benötigte und sogar den Gebrauch von reinen Bienenwachskerzen im Gottesdienst vorschrieb. In der Schlosskirche Wittenberg sollen zur Zeit Luthers jährlich 36.000 Pfund Wachs verbrannt worden sein. Damals verdiente ein Schreiner 24 Pfennige pro Tag; ein Pfund Fleisch kostete vier Pfennige, ein Pfund Wachs hingegen 40. Bis heute wird in dem katholischen Osterlob Exsultet der Bienen gedacht: „…nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet…“.